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Schüler zeigen wie Offenheit, Toleranz und Integration geht
Sechs Schulen als Vorbild für Integration von Flüchtlingen ausgezeichnet
„Das hat Hamburg noch nicht gesehen“, schrieb das Hamburger Abendblatt. Mehr als 1.000 Schüler der Stadtteilschule Stellingen in Hamburg gestalteten zusammen mit rund 130 Kindern aus drei zentralen Erstaufnahmeeinrichtungen (ZEA) einen bunten Willkommenstag. Die Idee dazu kam vom siebenköpfigen Schülerrat. Der hat seinen Vertrauenslehrer angesprochen, wie man so etwas organisieren könne. Dann wurden gemeinsam mit den Klassensprechern Ideen gesammelt, Konzepte erarbeitet, mit der Schulleitung besprochen und als Antrag bei der Lehrerkonferenz vorgetragen. Der wurde dort mit großer Mehrheit angenommen. „Die Schüler haben verstanden, wie sie sich in einer Demokratie einmischen können“, kommentiert das Schulleiter Bernd Mader. Häufig werden Themen wie Flucht und Asyl von engagierten Lehrern in die Klassenzimmer getragen. Hier war es umgekehrt. – Ein weiterer Grund für die Auszeichnung der Schule.
Jede ausgezeichnete Schule findet ihren eigenen vorbildlichen Weg zum Ziel
Sechs Schulen sind jetzt ausgezeichnet worden, die mit ihren Projekten als besonderes Vorbild gelten können. Beeindruckt haben die pragmatischen Ansätze genauso, wie die vollkommen eigenständige Umsetzung. Die ausgezeichneten Projekte zeigen, wie Schüler etwas für die Willkommenskultur an ihrer Schule tun können und sind ein überzeugendes Signal für mehr Offenheit, Toleranz und Integration. An jeder Schule auf einem ganz eigenen Weg: Die Projekte reichten vom Aktionstag bis zum Willkommenslauf des Gymnasiums Lehrte, bei dem 40.000 Euro für die Flüchtlingshilfe gesammelt wurden. Eine siebte Klasse der Gemeinschaftsschule Bredstedt gibt Sprachunterricht für Flüchtlingsfrauen. Ihr Konzept ist so überzeugend, dass inzwischen Schüler aus anderen Klassen dabei mitmachen. Und damit nicht genug: Über den Sprachunterricht hinaus bieten die Schüler jetzt auch Kinderbetreuung für die Flüchtlingsmütter an. Die Freie Schule glonntal war mit ihrer Theateraufführung „ Welt der Kinder, Kinder der Welt“ zu Gast im Circus Krone und vermittelt, dass der Umgang mit Fremden und Neuem möglich ist. Projekte am Werkstatt-Berufskolleg Unna haben zum Beispiel das gemeinsame Verschönern der Pausenhalle, Kochen und Musizieren zum Inhalt. Schüler des Dreilinden-Gymnasiums in Berlin bieten Arabischkurse für Lehrer, ein World Café und einen Willkommensbrunch an und starten einen eigenen YouTube Kanal, auf dem sich die Neuankömmlinge der gesamten Schule vorstellen können.
Kulturelle Leitidee für Schulen: Gegenpol zu Fremdenhass und Rassismus
Sich aktuellen Herausforderung stellen, Verantwortung übernehmen – wie wäre es, wenn das zu einer kulturellen Leitidee von Schulen würde? Viele Schulen haben großartige Ideen umgesetzt, die für diese Ideale stehen. Die Projekte entfalten ihre Wirkung gleich in drei Richtungen: Erstens geben sie Flüchtlingen das Gefühl endlich hier „angekommen“ zu sein. Zweitens geben sie Schülern die Chance zur Teilhabe, also dazu, gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen, sich in so einem Projekt zu erproben und nebenbei Kompetenzen zu erwerben, die auch für das nachschulische Leben wichtig sind. Drittens hinterlassen sie Learnings und bleibende Strukturen an Schulen, die sozialen Folgeproblemen vorbeugen, wirken im Umfeld der Schule als Gegenpol zu Fremdenhass und Rassismus und könnten damit die positive Stimmung in schwierigen Regionen stärken, wie zum Beispiel in Sachsen.
Wenn Integration gelingen soll, braucht es die Beteiligung einheimischer Schüler
Kinder sind offener als Erwachsene. Sie gehen oft unbeschwert und vorurteilsfrei an Themen heran. Nur die Mitschüler können den Geflüchteten das Gefühl vermitteln „willkommen“ zu sein. Sie können am leichtesten Beziehungen aufbauen, Freundschaften schließen, beim Deutschlernen und Kennenlernen unserer Lebensweise helfen. Schulen überraschen mit guten Ideen, beeindruckenden Ansätzen, ungewöhnlichen Formaten und außergewöhnlichem Engagement. Wenn eine Gesellschaft große Herausforderungen zu meistern hat, braucht es Solidarität und die Mithilfe aller. Deshalb ist jeder positive Impuls, beispielsweise durch so eine Auszeichnung, so wichtig. Schulen verdienen Rückenstärkung – auch aus der Bevölkerung –, damit sie bei ihrer positiven Haltung bleiben. Es ist gefährlich zu glauben, dass das Problem erledigt ist, wenn alle Flüchtlingskinder einen Platz in der Schule gefunden haben. Tatsächlich geht es jetzt darum, hunderttausende Flüchtlingskinder in den Regelklassen zu integrieren: die Arbeit fängt also erst an. Die ausgezeichneten Schulen und viele andere zeigen, wie‘s geht. Aber noch viel wichtiger: dass es geht! Einen Überblick der Preisträger finden Sie hier: www.das-macht-schule.net/ausgezeichnet-2016.
Schüler setzen ein Zeichen für die gesamte Gesellschaft
Den größeren Rahmen, in dem die Schüleraktionen stehen, beschreibt Dr. Anja Schümann von der Reinhard Frank-Stiftung: „Schüler, die sich in ihrem schulischen Umfeld mutig für Ihre geflüchteten Schulkameraden einsetzen, die mit kleinen, aber wirkungsvollen Gesten Offenheit und Toleranz leben und von klein auf ihren ganz persönlichen Beitrag zur Integration der geflüchteten leisten, leisten Vorbildliches für unser Land und setzen ein Zeichen für die gesamte Gesellschaft.“ Das niedrigschwellige Zustandekommen von Beziehungen fördert Integration. Es ist daher wichtig und wertvoll selbst kleine und kleinste Aktivitäten der Schüler zu unterstützen. Das Erfolgserlebnis, selbst etwas zu bewegen, bleibt als positive Lernerfahrung fürs Leben und ermutigt auch, sich weiter sozial zu engagieren. So sagt auch Bürgermeister Werner Kolter beim Überreichen der Auszeichnung am Werkstatt-Berufskolleg Unna: „Ich bin schon ein bisschen stolz, dass wir für eine Schule hier in Unna diese Auszeichnung bekommen.“ Die Auszeichnung, so Schulleiter Dieter Schulze darauf, sei eine Motivation weiterzumachen. Und bei der Übergabe der Auszeichnung für das Willkommensprojekt der Gemeinschaftsschule Bredstedt sagt Bürgermeister Knut Jessen: „Ein Aushängeschild am Schulgebäude soll künftig nicht nur die Auszeichnung für alle sichtbar machen, sondern auch die Schülerinnen und Schüler immer wieder daran erinnern, was möglich ist, wenn Menschen eine Vision haben und diese gemeinsam entschlossen umsetzen.“
Das macht Schule hilft deutschlandweit Lehrern bei Partizipationsprojekten, in denen Schüler Kompetenzen erwerben, die sie im Leben brauchen. Mit erprobten Konzepten gibt die Initiative Hilfe zur Selbsthilfe, unterstützt Schulen mit kostenlosen Projektvorlagen, unterstützt bei Fragen und hilft als Ideenwerkstatt. Die Initiative ist gemeinnützig und finanziert sich aus Spenden, Förderern und Stiftungen. Der Gründer Bernd Gebert ist als führender Social Entrepreneur seit 2007 Ashoka-Fellow. Weitere Infos: www.das-macht-schule.net.
Die Aktion „Schüler helfen Flüchtlingen“ startete im Oktober 2015 und wird durch die Reinhard Frank-Stiftung, die Homann-Stiftung, das Land Schleswig-Holstein, die Union Investment Real Estate, die Initiative Neues Lernen und die Youngcaritas unterstützt. Damit Schulen deutschlandweit derartige Projekte eigenständig umsetzen können, gibt es Projektvorlagen, Info- und Unterrichtsmaterial, Beratung und Hilfe zur Selbsthilfe auf www.das-macht-schule.net/willkommen. Ein aktueller Zwischenbericht der Aktion „Schüler helfen Flüchtlingen“ (PDF, 20 Seiten) kann angefordert werden.
Medienkontakt
Dörte Gebert
Das macht Schule Förderverein e.V.
Frankenstraße 35
20097 Hamburg
040 20 933 266-2 und 0173 421 34 01
Fotos: www.das-macht-schule.net/projektbilder-willkommen
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